Ein wichtiger Abschnitt in unserer Familiengeschichte stellt die Abwanderung des Benedikt aus seiner angestammten Heimat dar. Über 350 Jahre ist ein fester Familienverband in Thalgau und im nahe gelegenen Mondsee ansässig gewesen. Unsere diesbezügliche Forschung war überschaubar, denn sie beschränkte sich auf die Auffindung von Personen, die stets in einem eng umrissenen Landstrich lebten. Beim Ortswechsel eines Familienmitgliedes werden allerdings genealogische Recherchen außerordentlich kompliziert, da es damals ein ausgeprägtes Meldewesen nicht gab. Wie ist es uns dennoch gelungen ist, seinen neuen Wohnort ausfindig zu machen? Glück muss man haben, doch davon später!
Benedikt wird am 21.März 1693 als drittes Kind von Tobias II und Regina (Lettner) in Mondsee geboren, wächst zu Hause auf und erlernt das Fleischerhandwerk von seinem Vater. Die Zeiten sind im ganzen Erzbistum Salzburg unruhig. Denn wegen eines Emigrations-Edikts werden immer wieder Protestanten gewaltsam vertrieben, um so das Land vom „Unkraut der Ketzerei“ zu befreien. Für die verbleibende (katholische) Bevölkerung ergaben sich allerdings dadurch wieder neue Chancen.
Jedenfalls begab sich Benedikt um 1718 als 26-Jähriger auf Wanderschaft. Nach zwei Tagen Fußmarsch erreichte er den Marktflecken Werfen im Pongau. Vielleicht hat er gerade diesen Ort als Ziel ausgewählt, weil allein dort binnen Jahresfrist 2000 Protestanten des Landes verwiesen wurden. Benedikt wurde am Markt als Gastwirt ansässig und schon bald erkor er die Fleischermeistertochter Catharina Niklas zur Braut. Doch scheint er beim Vater von Catharina als Zugereister nicht unbedingt willkommen gewesen zu sein. Erst nach der Geburt zweier unehelicher Kinder kam es am 15. Juni 1722 zur Verehelichung. Aus dem Traubuch zu Werfen:
„Sponsus: honestus Benedictus Reiningshueber, Tobiae Reiningshueber, civis et lanionis in Monnsee, et virtuosae Reginae Lettnerin, amborum in vivis, filius legitimus – hospes civicus hic, cum Sponsa: virtuosa Catharina Simonis Niclas, lanionis civici, et Gertudis Paternoizin, amborum viventium filia legitima.”
Aus dieser Eintragung wird ersichtlich, dass Benedikt der Sohn des Tobias aus Mondsee ist. Bei unserer genealogischen Recherche wurde dieser wichtige Hinweis eher zufällig gefunden, so dass dann die Rückverfolgung zur Reinoltzhueb einfach war. Als Erkenntnis ist aufzuführen, dass sich ein Erfolg bei der Vorfahrenssuche eher einstellen kann wie bei der Nachkommenssuche.
Das junge Paar erhielt als Hochzeitsgeschenk von den Eltern Niklas ein Gasthaus samt Fleischerei, die so genannte „Lechnerbehausung“. Im gleichen Jahr noch wurde Benedikt als Bürger des Marktes Werfen aufgenommen. Die wohlhabende Familie wohnte in einem Bürgerhaus, das als „Freistenhaus“ bezeichnet wird (Haus Nr. 76). 1732 wurde er zum Bürgermeister gewählt, ein Amt, das er zwei Jahre innehatte. 1744 starb Catharina, nachdem sie ihm 2 uneheliche und in nur 22 Jahren 16 eheliche, insgesamt 18 Kinder gebar. Drei Jahre später heiratete Benedikt 55-jährig ein zweites Mal, Anna Sendlhofer, mit der er drei weitere Kinder hatte. Nach einem erfüllten Leben verstarb Benedikt im hohen Alter von 91 Jahren am 9. Januar 1873 in Werfen.