Bedeutung des Weines
Trauben und Wein haben die Menschen schon seit uralten Zeiten genährt, angeregt, beschwingt und beglückt. Mit einem Schluck Wein wünschen wir uns einander Gesundheit und ein langes Leben. Wein ist immer schon Sorgenbrecher in schweren Stunden und Verherrlicher bei festlichen Anlässen. Ein Trunk wird auch heute bei vielen Ereignissen unseres Gemeinschaftslebens gereicht, sei es als Abschluss von Rechtsgeschäften oder bei Festlichkeiten im Familienkreis. Besonders in der Südsteiermark ist Wein im Brauchtum tief verwurzelt: Wein erhielt die Gebärende, Wein das Kind, Wein der Kranke und selbst dem Sterbenden reichte man Wein!
Wein ist auch ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Dementsprechend begehrt war der Besitz von Weingärten bei Personen weltlichen und geistlichen Standes. Wenn sich auch die Qualitätsverstellungen von heute mit der Qualität der vor Jahrhunderten erzeugten Weine nicht in Einklang bringen lassen, so blieb der Ruf einzelner Riede bis heute erhalten. Dies trifft auch auf den Kittenberg zu. Denn die auf den Hängen des Kittenbergs erzeugten Weine sind von ganz besonderer Güte und deshalb immer schon sehr begehrt!
Der Weingarten
Sausalgebirge. Die Riede am Kittenberg wurden 1406 erstmals urkundlich erwähnt und seit damals stets als Weingärten benutzt. Die Weinbaulagen sind mit Neigungen von 16 bis 28 Grad nach Süd und Südwest gerichtet zwischen 360 und 485 m Seehöhe gelegen. Die Gesamtfläche der Liegenschaft beträgt 16,5 Hektar, wovon etwa die Hälfte forstwirtschaftlich genutzt wird. Auf einer Fläche von 8,6 Hektar wird heute ausschließlich Wein angebaut, und zwar die Edelsorten Sauvignon, Muskateller, Weißburgunder und Welsch-Riesling. Der durchschnittliche Ernteertrag liegt bei etwa 6.000 kg Trauben je Hektar. Die gelesenen Trauben wurden das letzte Mal auf dem eigenen Weingut im Jahr 1967 gekeltert. Seit 1992 sind die Rebkulturen verpachtet. Die gesamte Traubenernte wird an Weinkellereien in der Umgebung verkauft. Die daraus gekelterten Weine wurden schon oftmals prämiert. Das Bild zeigt je eine Flasche gefüllt mit Weißburgunder bzw. Sauvignon Blanc vom Kittenberg.
Die Gebäude
Auf dem Anwesen befindet sich in dominanter Lage inmitten von Weingärten ein Gebäudeensemble bestehend aus Herrenhaus, Winzerei und Stall. Die Anordnung dieser Gebäude wurde bereits in Jahre 1825 in Riedkarten des Franziszeischen Katasters für die Katastralgemeinde Muggenau (heute Heimschuh) festgehalten Hier sind auch die einzelnen Bauparzellen durchnummeriert: Nr. 18 für das Herrenhaus, Nr. 19 für das Winzerhaus und Nr. 20 für den Stall. Darüber hinaus erkennt man wegen der Schraffur der Grundrisse, dass sich damals das Herrenhaus sowie die Winzerei noch in einer Planungsphase befanden. Das ursprüngliche Herrenhaus lag westlich unmittelbar neben dem heutigen Kittenberg.
Das Herrenhaus
Von Weinbergen umgeben liegt nach Süden ausgerichtet das imposante Herrenhaus (renoviert 1971/72). Es setzt sich zusammen aus drei nebeneinander liegenden Gebäudeteilen: der ehemaligen Winzerei (heute Garage, Sauna), der „Press“ mit der originären Ausstattung (heute der straßenseitige museal ausgestaltete Eingangsbereich) und dem eigentlichen Wohntrakt (bestehend aus Keller, Wohnräumen im Erdgeschoß und Schlafräumen im 1. Stock).
Eine steile Steintreppe führt hinunter in den kühlen Keller mit Lehmboden. Das aus Ziegeln gemauerte Gewölbe wurde früher zum Keltern und Lagern von Wein und Most genutzt. Heute sind verschiedene Holzfässer und Butten nur noch zur Dekoration aufgestellt. Außerdem ist hier die technische Zentrale zur Schwimmbadwasser-Aufbereitung und -umwälzung untergebracht. In einem Nebenkeller befinden sich des Weiteren sämtliche Anlagen für die eigene Trink- und Brauchwasserversorgung des Anwesens. Das Trinkwasser wird sowohl aus dem gemauerten Hausbrunnen als auch aus einem Tiefbrunnen im Weingarten weiter oben, das Brauchwasser aus einer Quelle im Wald unten fallweise zum Befüllen des Schwimmbeckens und zum Spritzen der Rebflächen bezogen. Alle Abwässer werden einer Pflanzenkläranlage zugeführt.
Im Erdgeschoß befinden sich die Wohnräume, die Küche sowie eine verglaste Veranda. Das Wohnzimmer birgt u. a. Erinnerungsstücke aus der ehemaligen Untersteiermark, der „verlorenen Heimat“ von Frau Irmtraut Reinitzhuber, wo in der Kollos nahe Pettau (heute Ptuj) ihre Familie ein Weingut bis 1945 besessen hat. Übrigens die Gipsbüste in der Veranda stellt ihren Großvater Josef Ornig dar, den letzten deutschen Bürgermeister von Pettau.
Die vier Schlafräume im 1. Stock sind weitgehend ähnlich mit Doppelbetten, Einbaumöbeln und Waschgelegenheit zweckmäßig ausgestattet. Lediglich die farbliche Gestaltung derselben ist unterschiedlich. Vom grünen „Hochzeits“-Zimmer aus hat man eine überwältigende Fernsicht in die „steirische Unendlichkeit“.
Der Garten
Vom Vorhaus gelangt man hinaus zunächst zum „Platzl“, wo man im Sommer angenehm im Schatten das Mittagessen genießen kann, und dann weiter in den von Pappeln umgebenen Garten. Pappeln – früher zum Blitzschutz in Hausnähe angepflanzt – prägen im Übrigen diese Landschaft, so dass man gerne auch von der „Steirischen Toskana“ spricht.
Ein Schwimmbecken (5 x 10 m) bietet Gelegenheit, sich an heißen Tagen oder nach einem Saunagang abzukühlen. Die Badewassertemperatur steigt wegen der Glasüberdachung manchmal bis auf 30°C. Dann macht es allen besonders Spaß, in das Nass einzutauchen, wie aus dem Bild zu ersehen ist. Möglichkeiten zum Ausruhen bestehen rund um den Pool sowie auf dem eben erreichbaren Hochsitz mit einem weiten Blick über die Weingärten in die „Steirische Unendlichkeit“. Wer einen Spaziergang durch die Weinberge unternehmen möchte, sollte hinauf zur Lorbeerkapelle auf dem Kittenberg (485m) oder hinunter zur Hauskapelle (365m) schlendern.
Das Herrenhaus wird von Mitgliedern und Freunden der Familie Reinitzhuber bewohnt. Im Winzerhaus leben ständig Mieter.